Eurasier

Klassifikation:

FCI-Gruppe 5 – Spitze und Hunde vom Urtyp

Ursprung:

Deutschland

Farben:

Rot bis falb, wolfsgrau, schwarz und schwarz mit abgegrenzten andersfarbigen Abzeichen

Charakter:

angenehmer, ausgeglichener Familienhund

Stockmass +
Gew. (Rüde):

52-60 cm
23-32 kg

Stockmass +
Gew. (Hündin):

48-56 cm
18-26 kg

Lebenserwartung:

12 – 15 Jahre

Weitere Bilder finden Sie am Seitenende.

Geschichte

Es war in den ausgehenden fünfziger Jahren, als Julius Wipfel aus Weinheim den Plan fasste, einen natürlich aussehenden, mittelgroßen Hund zu erzüchten, der sich optimal als Familienhund eignen sollte. Das ursprüngliche Wesen des Chow-Chows sollte mit dem gesunden Erbgut und der Unkompliziertheit des Wolfsspitzes kombiniert werden. Die neue Hunderasse sollte polarhundtypisch sein, mit schönen Farben, einem natürlichen, unverbildeten Erscheinungsbild und einem reizvollen, unseren Verhältnissen angepassten Wesen. Schon aus den ersten Verpaarungen 1960 erhielt man Hunde, die dem angestrebten Zuchtziel recht nahe kamen. Diese Zuchtbasis von Ausgangstieren nannte man Wolf-Chow. Schließlich wurde 1972 der Samojede eingekreuzt. Er brachte die Eleganz im Körperbau und das freundliche Wesen mit. Der Rassename „EURASIER“ wurde festgelegt nach den Ursprungsländern der Ausgangsrassen: Wolfsspitz – Europa; Chow-Chow und Samojede – Asien.

Seit 1973 ist der Eurasier vom VDH und der F.C.I anerkannt und wird heute innerhalb des VDH von drei Vereinen betreut, deren Adressen hinten angefügt sind. Als jüngste deutsche Hunderasse vereint er die positiven Eigenschaften sehr alter ursprünglicher Hunderassen, von Wolfspitz, Chow-Chow und Samojede.

Zum Rassestandard

Der Eurasier ist ein harmonisch aufgebauter, mittelgroßer spitzartiger Hund nordischen Typs. Rüden sind ca. 52 – 60 cm groß, ideal 56 cm und wiegen zwischen 22 – 30 kg, Hündinnen sind ca. 48 – 56 cm groß, ideal 52 cm, bei einem Gewicht von 18 – 26 kg.

Farben

Es gibt ihn in vielen attraktiven Farbschlägen, rot bis falben, wolfsfarben, wolfsgrau, rein schwarz und schwarz mit abgegrenzten hellen Abzeichen. Bei der Zucht spielt die Fellfarbe keine Rolle, Gesundheit, rassetypisches Aussehen und ausgeglichenes Wesen stehen im Vordergrund.

Eigenschaften

Der Eurasier ist kein „Einmannhund“, sondern er hängt an der ganzen Familie. Liebhaber der Rasse schätzen sein Selbstbewusstsein und sein ruhiges, ausgeglichenes Temperament. Aufmerksam meldet er Fremde, bellt jedoch nicht anhaltend. Fremden gegenüber zeigt er Neutralität, einige Tiere auch eine gewisse souveräne und nicht aggressive Zurückhaltung. Auf seine Familie ist er sehr stark fixiert, weshalb man ihn auch im Urlaub nicht in fremde Hände geben sollte. Die einmalige Resonanzfähigkeit und der Charakter des Eurasiers lässt ihn sich leicht in verschiedene häusliche Verhältnisse eingewöhnen; er lebt auf dem Bauernhof, in der Etagenwohnung genauso wie im Haus am Waldrand. Egal, ob bei einer Einzelperson oder einem Ehepaar oder in Familien mit kleinen und großen Kindern, natürlich auch mit Haustieren, wie Katzen, Kaninchen, Vögeln, er fühlt sich in jedem familiären Umfeld gleichermaßen wohl, Hauptsache, er kann dabei sein. Auch als Begleiter älterer und alleinstehender Menschen hat er sich bestens bewährt, denn er ist ein eher ruhiger Hund.

Haltung und Erziehung

Von Anfang an war es Wipfels Wunsch, Welpen nur nach Bedarf zu erzüchten. Daraus entwickelte sich ein besonderes System der Zucht und Welpenvermittlung mit dem Ziel, lebenslang für die erzüchteten Welpen Verantwortung zu übernehmen. Noch heute folgen wir in der Kynologischen Zuchtgemeinschaft für Eurasier den Idealen des Rassegründers. Eurasierzucht ist Hobbyzucht und findet nur dann statt, wenn genügend Interessenten bei einer zentralen Welpenvermittlung gelistet sind. Das bedeutet, dass es eventuell zu einer kleinen Wartezeit auf einen Eurasierwelpen kommen kann.

Für alle Fragen zur Aufzucht, Erziehung, Ernährung oder bei Erkrankung Ihres Eurasiers steht man Ihnen jederzeit zur Verfügung. Die Einrichtung „Eurasier in Not“ trägt dafür Sorge, Rückgabehunde an einen Neubesitzer zu vermitteln oder auch bei sonstigen Schwierigkeiten zu helfen.

Der Eurasier ist nicht schwer zu erziehen. Selbstverständlich sollte man sich vor der Anschaffung darüber einigen, was er darf und was nicht und diese klaren Regeln von Anfang an dem Hund verständlich machen und ihn nicht einfach sich selbst überlassen. Beginnt man schon beim Welpen spielerisch mit der Erziehung, gewährt ihm vollen Familienanschluss und behandelt ihn mit Liebe, der nötigen Geduld und Konsequenz, entwickelt er sich zum angenehmen und problemlosen Begleiter.

Sein gutes Sozialverhalten mit Artgenossen wird der Eurasier dann optimal entwickeln können, wenn er von Anfang an unabgeleint viele Kontakte zu Artgenossen hat. Der Besuch einer guten Welpenspielstunde wird angeraten. Die großen Hundespaziergänge der VDH-Eurasiervereine mit fröhlich spielenden Hunden aller Farben sind ein ganz besonderes Erlebnis für Zwei- und Vierbeiner und eine sehr wichtige Erfahrung vor allem für den wachsenden Hund.

Der Eurasier liebt es sehr, wenn man sich mit ihm beschäftigt und wird Sie auf allen Ihren Unternehmungen begleiten. Dass er ein eher ruhiger Hund ist, bedeutet keineswegs, dass er draußen völlig temperamentlos neben Ihnen hertrabt, er liebt durchaus die Abwechslung und körperliche und geistige Beschäftigung, aber er ist kein Hund, mit dem man arbeiten muss, um ihn auszulasten, sondern ist mit den Lebensbedingungen als Mitglied in der Familie durchaus zufrieden. Nach abgeschlossener Skelettentwicklung mit einem Jahr wird er sie auch beim Joggen, Fahrrad fahren oder Bergwandern sowie am Pferd gerne begleiten. Auch Hundesport ist mit ihm möglich. Jeder sollte sich aber darüber im Klaren sein, dass ständige sture Wiederholungen von Übungen seinem Naturell nicht entsprechen. Wer also absoluten Gehorsam als wichtigste Eigenschaft im Zusammenleben mit seinem Hund erwartet oder besonders ehrgeizige Pläne im Hundesport hat, sollte sich besser für eine andere Rasse entscheiden. Erfolgreich können Eurasier Begleithundprüfungen ablegen; nicht geeignet sind sie für die Schutzhundausbildung, da jegliche Ausbildung in fremder Hand oder in Hundeschulen ohne die Anwesenheit seines Herrn ihn verderben würde. Auch in Zwingerhaltung verkümmert er.

Pflege

Obwohl der Eurasier zu den langhaarigen Rassen zählt, ist seine Pflege unkompliziert. Das Fell besteht aus einer Doppelbehaarung mit mittellangem Grannenhaar und dichter Unterwolle. Es hat durch seinen schützenden Fettfilm natürliche schmutzabweisende Eigenschaften. Braucht der Junghund zur Eingewöhnung tägliche Pflege, reicht beim erwachsenen Hund ein zweimaliges Bürsten pro Woche aus; gebadet wird der Eurasier nicht. Das Fell ist ohne den üblichen Hundegeruch. Wenn im Frühjahr und Herbst das Haar wechselt, ist etwa drei Wochen lang zum Entfernen der Unterwolle tägliches Bürsten angebracht.

Ernährung und Bewegung

Bezüglich der Ernährung ist er erstaunlich genügsam. Gerade im Wachstum ist die Versorgung mit frischen Nahrungsmitteln wichtig. Um seinem ausgesprochen reinlichen Verhalten und seinem natürlichen Bewegungsdrang entgegenzukommen, sollte er dreimal täglich ausgeführt werden, mindestens ein ausgiebiger Spazier-gang sollte darin enthalten sein. Für die Spaziergänge sollte mindestens eineinhalb Stunden Zeit aufgewendet werden.

Der Eurasier hat kein ausgeprägtes Jagdverhalten. Stundenlanges Verfolgen von Wildspuren gehört nicht zu seinem Verhalten. Zwar besitzt er den üblichen, jedem Hund angeborenen Beutetrieb, durch konsequente Erziehung kann man diesen jedoch eindämmen. Die guten Anlagen des Eurasiers müssen dabei geweckt und gepflegt werden.

Gesundheit

Gesundheitlich ist der Eurasier vital und robust, rassetypische Erkrankungen spielen nur eine sehr untergeordnete Rolle. In der VDH-Zucht wird auf gesunde Hüft- und Kniegelenke besonders geachtet, die Population ist deshalb nur gering damit belastet. Auch eine Augenuntersuchung ist Pflicht, um eventuell über eine der Ausgangsrassen vorhandene Augenerkrankung auszuschließen, die aber ebenfalls nur eine geringe Rolle spielt. Viele Eurasier sehen den Tierarzt nur zum Impfen. Die durchschnittliche Lebenserwartung ist für einen mittelgroßen Haushund recht hoch, 12 bis 15 Lebensjahre sind keine Seltenheit.

Durch das reizvolle Wesen und Erscheinungsbild des Eurasiers und die zunehmende Nachfrage entstanden in den letzten Jahren immer mehr Zuchtstätten außerhalb des VDH. Einige von ihnen züchten mit Tieren, die die hohen Zuchtauflagen der VDH-Vereine hinsichtlich Wesen oder Gesundheit nicht erfüllen.

Auch werden abenteuerliche Rassekreuzungen als Eurasier angeboten, da die Bezeichnung nicht geschützt ist. Zwar gibt es zwischen den züchterischen Konzepten der drei VDH-Eurasier-Vereine Unterschiede, aber auch wesentliche Gemeinsamkeiten zum Wohl der Rasse. Wer sich für einen Hund interessiert, wie er hier beschrieben ist, sollte sich daher sehr genau informieren und Ansprüche stellen.

Die Rasse wird im Landesverband betreut vom:

Kynologische Zuchtgemeinschaft Eurasier e.V.
Christa Kulp
Am Mühlberg 6
64678 Lindenfels

Eurasier-Klub e. V. Sitz Weinheim
Margarete Borchers
Stormstraße 8
57518 Betzdorf

Autor: Dr. Barbara Post, Kynologische Zuchtgemeinschaft

September 2008