Azawakh

Klassifikation:

FCI-Gruppe 10 – Windhunde

Ursprung:

Mali

Verwendung:

Familien-, Renn- und Sporthund

Farben:

helle Sandfarbe bis zum dunklen Fauve. Weißer Brustfleck, weißer Pinsel an der Rutenspitze und weiße Stiefel.

Stockmass +
Gew. (Rüde):

zwischen 64 und 74 cm
ungefähr 20 bis 25 kg

Stockmass +
Gew. (Hündin):

zwischen 60 und 70 cm
ungefähr 15 bis 20 kg

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Beschreibung

Der Azawakh ist ein eleganter, mittelgroßer, glatthaariger Windhund mit einer hochaufgerichteten Silhouette und „gotisch“ anmutenden Umrissen. Er ist der jüngste Spross innerhalb der orientalischen Windhundfamilie in Europa.

In ihm vereinen sich Schönheit und Rennleidenschaft: er eignet sich daher sowohl als Familien- als auch als Sporthund.

Bei uns hat sich der Azawakh viel von seiner Ursprünglichkeit bewahrt. Er ist nicht nur ein guter Coursing- und Rennhund, er bewacht aufmerksam sein Terrain, ist gesellig und sucht Anschluss an die Familie seines Besitzers. Er möchte als Familienmitglied gelten und verteilt seine Zuneigung auf alle Personen. Er sucht den intensiven Kontakt zu seinem Besitzer und ist für Liebkosungen jeder Art sehr empfänglich.
Fremden gegenüber zeigt er anfänglich seine Zurückhaltung, die aber bereits nach kurzer Bekanntschaft in freudige Begrüßung und lebhaftes Interesse umschlagen kann. Dabei ist er in der Vergabe seiner Gunst durchaus wählerisch.

Für einen Windhund ist der Azawakh gut erziehbar, auch wenn dies manchmal Geduld und Einfühlungsvermögen erfordert. Seine wache Intelligenz registriert die kleinsten Nuancen in der Stimmung seines Besitzers: er reagiert schon auf eine kleine Geste oder eine Tonlage in der Stimme.

Andererseits ist er selbst feinfühlig und sensibel und vermag mit seiner Körperhaltung und seinem dunklen, ausdrucksvollen Auge eine ganze Skala von Befindlichkeiten mitzuteilen. Sie reichen von ausgelassener Freude bis zu kummervoller Trauer, so dass man ihm schwerlich böse sein kann, wenn er mal über die Stränge schlägt. Eine zu harte Hand oder gar eine Dressur können ihn anhaltend kränken und machen ihn ängstlich und unsicher. Bietet man ihm seinen täglichen Auslauf und seine Bewegung, dann ist er ein ausgeglichener und ruhiger Hund und kann auch in einer Etagenwohnung gehalten werden. Während des Auslaufs kann man ihn auch von der Leine lassen; er zeigt einen guten Appell. Nur wenn er ein jagdbares Wild entdeckt hat, dann ist er mitunter schwer wieder in seinem Jagdeifer zu bremsen. Eine gute Alternative zu dem nicht immer ungefährlichen freien Auslauf bietet das Rennen auf unseren Rennbahnen, was dankbar von den Hunden angenommen wird. Ihre Jagdleidenschaft macht sie zu leicht auszubildenden Rennhunden, die mit wahrer Hingabe das „Hasenfell“ hetzen.

Sind die Anforderungen an eine artgerechte Haltung eines Windhundes erfüllt, so sind die übrigen Haltungsbedingungen wie Futter und Pflege leicht zu erfüllen. Er liebt eine normale, abwechslungsreiche Kost, wobei man auf eine genügende Ballaststoffbeimengung achten sollte. Eine spezielle Fellpflege ist kaum notwendig: gelegentliches Abwischen mit einem feuchten Leder oder einem Noppenhandschuh genügt.

Demjenigen, der bereit ist, auf die Bedürfnisse des Azawakh einzugehen, wird er es mit seinem liebevollen, anschmiegsamen und treuen Wesen danken.

Geschichte

Obgleich es sich um eine alte und im Ursprungsland in Hochzucht gehaltene Rasse handelt, nahm die europäische Kynologie erst etwa 1968 von ihr Kenntnis. Zu dieser Zeit wurden die ersten Exemplare nach Frankreich und wenig später ein Pärchen nach Jugoslawien eingeführt. Aus ihren Nachzuchten und vereinzelten Direktimporten ab 1985 nach Mittel- und Westeuropa, rekrutiert sich der größte Teil der Azawakh-Population.

In Deutschland hat sich der Azawakh seit seiner Einführung 1975 dank der züchterischen Initiative einiger Liebhaber rasch einen festen Platz innerhalb der Windhundrassen sichern können. Inzwischen – Ende 2002 – sind fast 600 Exemplare im Zuchtbuch des DWZRV eingetragen.

Der Grund für diese erfreuliche Entwicklung liegt wohl in der Rasse selbst begründet. Der Azawakh besticht nicht nur durch die Harmonie und das Ebenmaß seines Gebäudes, sondern zeigt auch ein natürliches und instinktsicheres Verhalten, gepaart mit einem ausgeprägten Jagdtrieb.

Die Steppen und Halbwüsten der südlichen Sahara und Sahelregion ist die ursprüngliche Heimat des Azawakh. Geografisch umfasst sein Verbreitungsgebiet die Grenzregion der Staaten Mali und Niger, in deren Zentrum sich das Azawakh-Tal befindet. In ihm finden sich die typvollsten Vertreter der Rasse, so das die Hunde in Europa standardmäßig unter diesem Namen erfasst wurden. In der Sprache ihrer traditionellen Besitzer, der blaugewandeten Tuareg-Nomaden, werden sie „Idii n’illeli“ genannt, was soviel wie „Windhund der Freien“ also der umherziehenden Nomaden heißt. Diese Unterscheidung ist deshalb wichtig, da in dieser Region auch eine sesshafte, ackerbauende Bevölkerung lebt, die ebenfalls windhundartige Hunde besitzt, die in der Tuaregsprache „Afäzo“ und „Abaikor“ genannt werden. Letztere reichen in ihrem Typ und Adel nicht an den „Idii“ heran, der – und nur der – als Prototyp für den Standard zu gelten hat.

Die Geschichte des Azawakh ist zugleich auch die Geschichte seiner Züchter: der Tuareg. Dieses Berbervolk wird als das „Wüstenvolk par excellance“ bezeichnet und beherrschte lange Zeit die zentrale Sahara zwischen Niger und Tripolitanien, zwischen Timbuktu und dem Tschadsee. Sie galten noch bis in unsere Zeit als die eigentlichen Herren der Wüste, obgleich sich in den letzten Jahren ein dramatischer ökonomischer und politischer Wandel vollzogen hat, der zu einer schweren Dezimierung der Nomadenstämme und ihrer Haustiere, darunter auch des Azawakh, geführt hat.

Die Tuareg gehören ethnologisch der weißen Bevölkerung an, die noch ausgangs unseres Mittelalters als Nachfahren der „Garamanten“ die nördliche Sahara, Tripolitanien und die Syranaika besiedelten. Erst mit dem Eindringen der arabischen Einwanderer nach Nordafrika wurden sie nach Süden in die Gebirgsstöcke der Sahara und in die Südsahara abgedrängt. Bereits vor dieser Periode müssen sie mit dem asiatischen Windhund Kontakt gehabt haben, denn der Azawakh zeigt viele morphologische Parallelitäten zu dem ursprünglichen asiatischen Windhundtyp, aus dem sich auch der Sloughi und der Saluki heraus entwickelte und dessen Wiege in Kleinasien liegt.

Die Tuaregstämme der südlichen Sahara, bekannt durch ihre hervorragende Zucht von Pferden, Rennkamelen und Rindern schufen mit ihrem tiefreichenden Verständnis für Natur und Kreatur auch diese edle Windhundrasse, die bestens auf die Verwendungsfähigkeit in einem rauen und extremen, fast menschenfeindlichen Klima abgestimmt ist. Die lange kulturelle und geografische Abgeschiedenheit der Tuareg bewahrte uns die Reinheit und Ursprünglichkeit der Rasse.

Der Azawakh genießt bei den Nomaden eine besondere Wertschätzung. Er lebt mit ihnen im gleichen Zelt und ist ein voll akzeptiertes Familienmitglied. Er übernimmt die Bewachung des Lagers und schützt die Herden vor Eindringlingen. Zum anderen ist er ein leidenschaftlicher Jäger und versorgt die Familie mit Fleisch, obwohl der rückläufige Wildbestand, und auch die Jagd mit dem Gewehr, die Jagd mit dem Azawakh immer seltener werden lassen. Bevorzugte Beutetiere sind Gazellen, Hasen, Antilopen und auch die wehrfähigen Wildschweine. Dabei kommt dem Hund seine enorme Ausdauer und seine läuferische Geschicklichkeit zugute. Auch unebenes und unwegsames Gelände ist für ihn kein Hindernis, trotz seiner Feingliedrigkeit ist er sehr robust und nicht verletzungsanfällig.

Zum Rassestandard

Seine äußere Erscheinung ist gekennzeichnet durch eine schlanke, hochaufgerichtete Form, wobei die Körpergeometrie mit einem hochaufgestellten Rechteck umschrieben werden kann. Er weist eine flache und trockene Muskulatur und mäßige Winkelungen in der Vor- und Hinterhand auf. Der Rumpf ist kurz, die Rückenlinie gerade und steigt idealer weise nach hinten leicht an. Die Kruppe und der Widerrist stehen gut hervor. Die Brust ist tief, nicht zu schmal und zum Bauch stark aufgezogen. Der nicht zu breite Kopf wird über dem schlanken Hals hoch getragen. Die Konturen des Schädels treten gut modelliert hervor. Die großen, leicht schräg gestellten, mandelförmigen Augen werden durch die „geschminkten“ Augenlider ausdrucksstark betont. Die Haut ist dünn und geschmeidig, das Fell ist samtig kurz und weich. Die Fellfarben reichen von hellsand über alle Schattierungen des Rot bis zu dunkelbraun. Die schwarze Stromung ist erlaubt. Charakteristisch sind die weißen Abzeichen an Kopf, Brust, Rute, Vorder- und Hinterbeinen, die in ihrer Größe variieren und an den Pfoten bis auf wenige Härchen reduziert sein können. Der Gang ist leicht federn und fließend. Die Schulterhöhe reicht je nach Geschlecht von 60-74 cm.

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an den Deutschen Windhund-Zucht- und Rennverband

Hildesheimer Straße 26, 31185 Söhlde

www.dwzrv.com

Die Rasse wird im Landesverband betreut vom:

Deutscher Windhund-Zucht-und Rennverband e.V.
Dagmar Kohl
Stettiner Straße 18
64823 Groß-Umstadt

Autor: Tobias Jösch

Oktober 2006